Eine Spanienreise - mit den Augen einer Künstlerin, einer Glaubenden, einer Liebenden
Teil 7: Als Besucher in einem spanischen Kloster - Poblet
Nach langer Fahrt waren wir am Nachmittag angekommen. Ob ein Besuch noch möglich sein würde?
Er war möglich, und wir waren sogar die einzigen Gäste. Bis in den Kreuzgang wurden wir mit Hilfe etlicher Schlüssel bis geleitet, ab dort konnten wir, weitgehend uns selbst überlassen, durch die Gänge wandern. Unsere Augen wurden immer größer.
Mir fielen als Erstes die wunderbar gearbeiteten Kapitelle auf, alle aus dem hellen Kalkstein wunderbar herausgearbeitet. Stilelemente aus ganz unterschiedlichen Gegenden sprangen mir ins Auge. Auch der große Kreuzgang weist Elemente aus unterschiedlichen
Epochen auf, außerdem gibt es weitere Kreuzgänge, die nicht öffentlich zugänglich sind, denn das Kloster soll ja für seine Bewohner die Stille bewahren.
Ein wunderschön gearbeitetes Brunnenhaus empfängt seine Besucher mit seinem Plätschern und seiner schattigen Frische.
Der ältere Teil des Kreuzgangs hat am meisten die klösterliche Atmosphäre bewahrt. Wir sind dankbar, sie nicht mit zahlreichen Besuchern teilen zu müssen.
Die Spätnachmittagssonne wirft nur noch weiche Schatten in die alten Gänge, über die schon so viele Füße gegangen sind im Laufe der Jahrhunderte.
Noch einmal Kapitelle, diesmal aus einer früheren Epoche.
Liebevoll gestaltete Details überall, denen die Spuren des Altes ihren Charme und ihre Würde nicht nehmen können.
Beim weiteren Rundgang mag ich die nun spiegelblank gebohnerten Räume kaum wahrnehmen, sie waren ja nicht für Gäste bestimmt. Auch der Blick in Räume voll alter Buchbände ist nur ein flüchtiger Eindruck. Dass dort Schätze schlummern, ist keine Frage.
Auch die Königsgrablegen in der Kirche beeindrucken mich wenig. Einzig der steinerne Löwe erregt mein Mitgefühl: Er hält sich eine Hand vor den Mund, damit sein Gähnen nicht stört. Es muss selbst für einen steinernen Löwen ermüdend sein, Jahrhunderte lang einen schlafenden König zu bewachen.
Im Kreuzgang ist auch die obere Etage betretbar. Sie ermöglicht einen Blick auf die gotische Kuppel, die in der warmen Abendsonne golden leuchtet.
Als wir durch die Pforte wieder hinausgehen, wird es schon dämmrig.
Als wir anschließend auf dem Besucherparkplatz übernachten, sind wir die einzigen Gäste. Nur eine Katze leistet uns Gesellschaft.
Es ist absolut still.