Aufblühen im neuen Lebensjahr

Bilder-Strecke zum Buch „Aufblühen im neuen Lebensjahr“ von Ruth Rau.
Erschienen 2006 im Verlag Butzon & Bercker Kevelaer
Redaktion: Marcel Hiller (by HILLER MEDIA); Bilder: Ruth Rau

EIN NEUES JAHR - EIN NEUER ANFANG

Es beginnt etwas, das noch nie da war.
So wie eine Knospe aufblüht: Keiner hat je zuvor
in ihr Inneres geschaut. Etwas Geheimnisvolles
liegt über jedem Anfang.

So gesehen ist jeder Geburtstag der Beginn
einer Entdeckungsreise. Auch für Menschen,
die schon viel Lebenserfahrung haben, gilt:
Das neue Jahr wird bestimmt anders als alle zuvor.

Und so wie ein Strauch immer neue Blüten hervorbringt,
können auch Menschen an ihrem Lebensbaum
immer neue Blüten treiben und dabei aufblühen
jedes Jahr aufs Neue.

Lassen Sie sich überraschen!

BUNT WIE EIN BLUMENSTRAUß

Es ist bestimmt kein Zufall.
dass wir zum Geburtstag
so gerne Blumen schenken.
Sie übermitteln die Botschaft:

„Ich wünsche dir,
dass du aufblühst wie eine Blume
und dass dein Leben bunt wird
wie ein ganzer Blumenstrauß
und Jahr um Jahr voller und
reichhaltiger wird.“

Jedes Jahr trägt etwas Besonderes
bei zur Fülle unseres Lebens.
Jedes Jahr entfaltet sich etwas Neues
in uns. Erfahrungen, Einsichten,
Begegnungen, Freundschaften lassen
unser Leben reicher und bunter
werden. Am Geburtstag können
wir neugierig sein, was das neue
Jahr unserem Leben hinzufügen wird.

MITTEN IM LEBEN

Ein Geburtstagstisch voller Geschenke,
Blumen und Glückwünsche zeigt uns,
wie viele Menschen an uns gedacht
haben. Es ist schön zu spüren: Ich bin
nicht allein auf der Welt, sondern habe
meinen Platz mitten drin im Leben,
umgeben von Menschen, denen ich
wichtig bin.

Es tut gut, einmal im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit zu stehen und mit
anderen gemeinsam zurückzuschauen,
zu feiern und von der Zukunft zu
träumen, Hoffnungen, Pläne und
Wünsche miteinander zu teilen und
zu fragen: Was könnte denn noch
aufblühen in meinem Leben?

OHNE SORGEN WEGEN MORGEN

Jeder Geburtstag erinnert auch daran, dass wir wieder
ein Jahr älter geworden sind. Vielleicht haben wir noch
nicht alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben,
oder wir fragen, was uns die Zukunft bringen wird.
Die Bibel sagt, dass wir uns mit solchen Sorgen nicht
belasten müssen:

Seht doch die Blumen auf den Wiesen an: Sie sorgen sich nicht um
ihre Kleidung, und doch sind sie farbenprächtiger gekleidet als selbst
der große König Salomo in all seiner Pracht. Wenn schon Gott sich
um die rasch vergänglichen Blumen auf den Wiesen so kümmert,
wie viel mehr wird er für euch sorgen.

Darum seid nicht besorgt, was ihr in Zukunft essen und trinken
werdet und wie ihr euch kleiden werdet. Gott, euer himmlischer
Vater, weiß doch, dass ihr das alles braucht.

frei nach Matthäus 6,28-32

NICHT PERFEKT UND DOCH VOLLKOMMEN

Wenn ich eine Blüte genauer betrachte, fallen mir
kleine Unregelmäßigkeiten auf: Das gelbe Rund
in der Mitte einer Aster ist eher eiförmig; vielleicht
stehen die einzelnen Blütenblätter nicht im gleichen
Abstand. Beim Gartenmohn zeigen die leuchtenden
Blüten schon Spuren des Welkens, kaum dass sie
aufgeblüht sind. Und an der wunderschönen Rose
hat vielleicht heimlich eine Raupe geknabbert.

So ist das Leben. Nichts und niemand ist perfekt, und
doch ist jedes auf seine Weise vollkommen. Auch wir.
Natürlich kenne ich den kritischen Blick in den Spiegel
und den Kummer über eine neue Falte. Ich weiß aber:
Wenn ich jemanden von Herzen gern habe, ist es mir
völlig egal, ob dessen Haare sich lichten oder die
Lebenserfahrung in Form von Falten sichtbar wird.
Ich habe diesen Menschen gern, weil er ist, wie er ist.
Nicht perfekt und doch vollkommen auf seine
unverwechselbare Weise. Darum ist es ein schöner
Geburtstagswunsch zu sagen: „Bleib, wie du bist!
Ich mag dich so.“

ZUM GEBURTSTAG

Wenn ich ein Vogel wäre,
würde ich dir mein Lied singen.
Wenn ich ein Pfau wäre,
würde ich Rad schlagen.
Wenn ich ein Eichhörnchen wäre,
würde ich dir eine dicke Nuss knacken.
Wenn ich ein Kaktus wäre,
würde ich eine kostbare Blüte
hervorbringen –
nur für dich.

FARBE BEKENNEN

Die anderen sind neugierig darauf, wer ich bin
und was alles in mir steckt. Und das wird mit jedem
Lebensjahr deutlicher. Viele Knospen sind zunächst
einmal grün. Erst wenn sie aufblühen, zeigen die Blüten
ihre Farbe.

Damit der Garten des Lebens bunt und vielfältig wird,
muss jeder Farbe bekennen, etwas von sich zeigen,
seine Meinung vertreten, zu seinem Wesen und seinen
Eigenarten stehen. Wo das nicht erlaubt ist, bleibt alle
Lebendigkeit wie hinter einem Grauschleier verdeckt.

Wo es bunt wird, wird es auch spannend.
Nicht alle Farben harmonieren miteinander.
Aber solche Gegensätze machen ein Kunstwerk
erst interessant, einen Garten einmalig schön
und das Leben reich.

DU KANNST NICHTS BESSERES SEIN ALS DAS, WAS DU BIST

Als ich zur Schule ging, schrieb jemand in mein Poesie-Album:

„Sei wie das Veilchen im Moose,
bescheiden, sittsam und rein
und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein.“

Wenn ich das heute lese, denke ich: So ein Unsinn!
Sätze wie diese haben wohl viele Menschen am Aufblühen
gehindert. Denn es gibt nun mal Veilchen und es gibt
Rosen und noch viele andere Blumen. Eine Rose soll kein
Veilchen sein, sondern sie ist dazu erschaffen, wie eine
Königin unter den Blumen zu strahlen. Ein Schattendasein
würde sie verkümmern lassen. Und kein Veilchen würde
sich wohl fühlen, wenn es meterhoch wachsen und im
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen würde.

So verschieden sind auch wir Menschen. Wir brauchen
uns nicht an anderen zu messen, müssen uns keine Idole
suchen und uns bemühen, zu sein oder auszusehen wie sie.
Denn wir können gar nichts Besseres werden als wir selbst,
unverwechselbar und einzigartig, so wie unser Schöpfer
uns erdacht und erschaffen hat.

NUR GUTES?

„Wäre es gut,
nur Gutes zu wünschen?“

Dem Regenwetter
folgt die gute Ernte.

Wenn der Acker ein Jahr ruht,
trägt er doppelt Früchte.

Zuviel Sonne
verbrennt den Wein.

Zuviel des Guten
tut nicht gut.

Das rechte Maß von allem –
das bringt’s.

ZU VIEL VERSPROCHEN?

Manchmal hat man gar keine Lust, seinen Geburtstag
zu feiern. Man hat den Studienplatz für den Traumberuf
nicht bekommen, die anfangs so viel versprechende
Beziehung ist gescheitert oder man zählt schon die Jahre
bis zur Rente. Ist es dann zuviel versprochen, wenn ich sage:
„Du kannst aufblühen im neuen Lebensjahr!“?

Ich meine nicht. Es gibt immer Hoffnung auf etwas Neues
und jede Knospe ist ein Symbol dafür. Wer bedrückt und
voller Sorgen durch einen Garten geht, wird die schönen
Blumen kaum wahrnehmen. Aber wer einmal von den
Problemen absieht und auf das schaut, was ihn umgibt,
kann viel entdecken. Und auf einmal ist das Leben wieder
lebenswert, denn es besteht ja nicht nur aus den großen
Träumen, sondern aus vielen kleinen Chancen – Tag für Tag.

WENN DIE WÜSTE BLÜHT...

Eine wunderbare Vision entfaltet der Prophet Jesaja vor den
Augen und Ohren seiner Zuhörer. So wird es sein, wenn Gott
Menschen aufblühen lässt:

Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen,
die Steppe soll jubeln und blühen.
Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie,
jubeln soll sie, jubeln und jauchzen.
Denn man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen,
die Pracht unseres Gottes.
Macht die erschlafften Hände wieder stark
und die wankenden Knie wieder fest!
Sagt den Verzagten: Habt Mut,
fürchtet euch nicht.
Seht, hier ist euer Gott…
er selbst wird kommen und euch erretten.

Jesaja 35,1-4

Da gibt es Hoffnung für alle, die meinen, sie hätten die
Blütezeit ihres Lebens schon hinter sich. Für alle, deren
Leben sich trocken und ausgedörrt anfühlt. Wo wir meinen,
wir seien schon am Ende, da will er einen neuen Anfang
setzen: Gott möchte, dass wir wieder aufblühen.

IN DIE WIEGE GELEGT

Jedes Frühjahr kaufe ich hoffnungsvoll diese kleinen bunten
Tüten mit Blumensamen. Wenn ich dann die Samenkörner
in die Hand nehme, um sie auszustreuen, frage ich mich
manchmal: Ob sie wohl wissen, wie sie werden sollen?
Sie kennen das bunte Bild auf der Tüte ja nicht, dem sie
entsprechen sollen.

Im Sommer, wenn ich die Aussaat längst vergessen habe,
leuchten mir dann irgendwo im Garten diese blauen,
roten oder gelben Blumen entgegen, und ich stelle fest:
Es ist doch etwas aus den Samenkörnern geworden.

Ob es für uns Menschen auch solch einen Plan gibt?
Wir wissen ja nicht, was uns in die Wiege gelegt wurde,
wir finden keinen Zettel mit Regieanweisungen vor.
Wir ahnen nicht, ob wir die Gene von Großmutter oder
Urgroßvater geerbt haben. Niemand sagt uns, wie wir
werden sollen, was in uns angelegt ist. Wir müssen es
selbst herausfinden – und dafür haben wir ein ganzes
Leben lang Zeit…

AUF GUTEN BODEN

Wir alle finden schon den Boden
vorbereitet, wenn wir auf die Welt
kommen. Wir werden in eine Familie
hineingeboren, sind als Bürger in
einem Staat willkommen, wachsen
in eine Kultur hinein und finden
eine Sprache vor, in der wir uns
ausdrücken können.
Vielleicht gibt es Familienbesitz oder
gute Traditionen, die uns den Start
ins Leben erleichtern.

Weil wir es gar nicht anders kennen,
ist uns das alles so selbstverständlich,
dass wir gar nicht auf die Idee
kommen, dafür dankbar zu sein.
Die Erinnerung an den Tag unserer
Geburt ist eine schöne Gelegenheit
zu entdecken, wie viel uns von Anfang
an geschenkt wurde, damit wir guten
Boden unter die Füße bekommen.

DREI BLUMEN

„Wie lange werde ich blühen?“
frage ich die drei Blumen.

„Solange die Sonne dich wachküsst“
sagt die erste.

„Solange es Sommer ist“
meint die zweite.

„Solange du noch nicht reifst“
antwortet die dritte.

IMMER NUR BLÜHEN?

Frauen sollen schön sein, faltenfrei bis ins hohe Alter,
makellos. so vermittelt es die Werbung und drängt uns
Cremes, Vitamine und Schönheitsoperationen auf.

Blumenliebhaber halten ihre Pflanzen am Blühen,
indem sie Verblühtes entfernen. Die Pflanze bringt
dann immer neue Blüten hervor, um endlich doch
noch Früchte bilden zu können.

Was für die Pflanzen Stress bedeutet,
ist es für Menschen erst recht. Wir müssen nicht
immer nur blühen. Wir dürfen auch reifen:
Blüten welken, Früchte wachsen heran.
So wird das Leben weiter getragen, so wird es fruchtbar.
Blüten sind eine Augenweide, aber wir leben
von den Früchten. Sie nähren uns und andere.
Haben wir doch Mut zum Reifen!

STEH NOCH MAL AUF

Steh noch mal auf
und schlag einen Weg ein,
einen neuen vielleicht,
(die alten kennst du ja schon,
weißt schon, wohin sie führen) – 

schlag den Weg ein ins Neuland.
Dort blühen ganz andere Blumen
als vor deiner Tür.
Man spricht eine andere Sprache,
vielleicht.
trotzdem verstehst du:
Du bist willkommen.

TEIL EINES GANZEN

Heute versuchen viele, das Beste aus
sich zu machen. Stilberatung und
Selbstentfaltungskurse werden überall
angeboten. Doch die eigene Person
zu entdecken, ist nur der erste Schritt.
Erst, wenn man seinen Platz in der
Gemeinschaft findet, bekommt das
Leben Sinn und Tiefe.

Dazu gehört nicht nur die Frage:
„Wer bin ich und wie kann ich mich
entfalten?“ , sondern auch: Was
braucht die Gemeinschaft? Was fehlt
an meinem Ort? Welche Aufgaben
müssen angegangen werden?“
Wer sich auf die Not anderer einlässt,
kann viel bewirken, kann ganze
Aktionen oder Hilfswerke ins Leben
rufen. Was wir für andere tun, kann
glücklicher machen als das, was wir
selbst bekommen.

WAS MACHST DU MIT DEN FRÜCHTEN?

Was machst du mit dem,
was in deinem Leben gereift ist?
Mit den Hagebutten,
den Sonnenblumenkernen,
den Holunderbeeren,
den Mohnsamen?

Verschenk sie,
koche Tee,
backe Kuchen,
füttere die Vögel im Winter.

Du musst nichts behalten.
Im nächsten Jahr
blüht alles neu.

WAS FEHLT NOCH ZUM GLÜCK?

Viele Menschen haben einen Herzenswunsch.
Auch wenn anderes in ihrem Leben sich gut
entwickelt hat – etwas fehlt noch zum Glück.
Und das sollte sich keiner ausreden lassen.
Ob es eine Reise in eine entlegene Gegend ist
oder ein Projekt, das man gestalten möchte,
die Versöhnung mit einem Menschen
oder die späte Entfaltung eines Talents:
Das Fehlende lässt nicht zur Ruhe kommen.

Und das ist gut so.
Denn tief in uns steckt der Wunsch,
dass unser Leben rund und ganz wird
Oft wird der, der seinen Wünschen treu bleibt
und die wichtigen Schritte tut, das Ersehnte
am Ende doch noch bekommen.

EIN WUNSCH

Dass du am Ende dieses Jahres
sagen kannst:
jeder Tag hat sich gelohnt,

dass du Früchte erntest in diesem
Jahr.

dass du am Ende sagen kannst:
ich bin dankbar,

dass du den Menschen zulächelst,
die dich begleitet haben –

das wünsche ich dir,
dafür sei der Himmel über dir offen.

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Erschienen 2006 im Verlag Butzon & Bercker Kevelaer
Redaktion: Marcel Hiller (by HILLER MEDIA); Bilder: Ruth Rau

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