Eine Einladung in Claude Monet's Garten in Giverny
Ein Maler hat sich ein Paradies geschaffen – und wir sind eingeladen, es mit seinen Augen zu sehen und zu ahnen, wie er seinen Garten erlebt hat und zu seinen Bildern gelangt ist.
Es ist Spätfrühling, Iris, Rosen und Rhododendron blühen, auch die ersten Mohnblumen setzen ihr leuchtendes Rot ein. Drunten im Teichgarten beginnen sich die Seerosen zu öffnen. Aber dorthin kommt man auf dem Rundgang erst zum Schluss.
Bei jedem Schritt beginnen uns aus dem Gebüsch Blüten entgegenzuleuchten, zunächst verhalten, aber dann immer strahlender. Alles ist aufeinander abgestimmt in diesem Garten und kann sich doch ganz natürlich entfalten.
Wenn uns jemand erzählte, hier sei der Impressionismus entstanden, wären wir nicht abgeneigt, es zu glauben, oder doch für einen Teil der Wahrheit zu halten.
Lange könnten wir uns nur an der Farben- und Formenvielfalt der Iris begeistern. Doch die Pfingstrosen möchten auch beachtet werden.
Schon lockt das Filigran der jungen Rosenblätter, doch einmal zu schauen, was sich hinter ihnen verbirgt…
Und wer hätte gedacht, dass eine schon halb verblühte Rhododendronblüte auch ein Kunstwerk sein kann.
Sehnsuchtsvoll schaut eine Pfingstrose zu ihr hinüber…
Zwischen dem Blattlaub hat eine Irisblüte ein Fenster gefunden und winkt zu uns herüber.
Selbst eine Blattkorne, die noch gar keine eigene Farbe entwickelt hat, verschmilzt mit ihrem leuchtenden Hintergrund und will den Eindruck einer Blüte erwecken, um das Auge des Malers auf sich zu ziehen.
Ob sie eine Chance hat neben der soeben erblühten Rose?
Was ist unser Auge nur für ein Wunderwerk, dass es die sich überlagernden Farben und Ebenen wahrzunehmen und zu deuten vermag!
Während unsere Füße zum unteren Gartenteil hinunterwandern, können sich unsere farbtrunkenen Augen nun mit dem vielen, vielfältigen Grün und den zarten Formen erholen.
Neben der berühmten japanischen Brücke gibt es hier auch noch andere Brückenbaumeister.
Und wo geht es nun zu den Seerosen, die Monet so hingebungsvoll gemalt hat? Ah, da sind sie schon, und wir sind nicht die Einzigen, die sie sehen möchten.
Noch gar nicht aufgeblüht? Aber dafür blüht schon Vieles andere – wenn man ein Auge dafür hat.
Zum Beispiel diese Clematisblüte – will sie einem Weihnachtsstern nacheifern?
Wenn wir nur ein wenig in die Knie gehen, bietet sie uns einen ganz anderen Anblick.
Und hier…tanzt doch tatsächlich jemand Ballett, mitten im Garten.
Was tut man nicht alles, um von einem echt großen Künstler entdeckt zu werden.
Aber wie das folgende geheimnisvolle Bildnis zustande kam, weiß weder der Fotograf noch der Maler zu sagen. Es darf wohl ein Geheimnis bleiben.
Geheimnisvoll ist auch, was geschehen wird, wenn sich eine Mohnblüte einem Rosenstrauch in die Arme wirft.
In solch einem bezaubernden Garten ist eben Vieles möglich.
In einer stillen Ecke beginnt eine Agapanthusdolde ihre Blüten zu öffnen.
Es gäbe noch unendlich viel zu entdecken in Monets Garten –
Aber das müssen wir wohl auf einen nächsten Besuch verschieben.