Der Maler Claude Monet und "sein" Impressionismus
Ein Gang durch Monet’s Garten in Giverny –
Eine Einübung in impressionistisches Sehen –
Eine Augenweide und eine Labsal für die Seele
Am besten kommt man gleich am Morgen, an einem lichten, nicht zu sonnigen Tag. Man hat die Seerosenbilder im Kopf, diese riesigen Farbteppiche seines Spätwerks. Aber dahin gelangt man erst später.
Zunächst wird man behutsam hineingenommen, der Garten lässt einem Zeit, das Sehen zu lernen, ihn sehen zu lernen, Schritt für Schritt, Blüte für Blüte.
Auf schmalen Wegen geht man zwischen Sträuchern entlang, durch die Farbtupfer hindurchschimmern.
Der Garten stellt sich nicht zur Schau, er verführt einen, und wenn man es zulässt, verzaubert er einen. Aber das geschieht ganz unmerklich.
Was blüht denn gerade? Rhododendron-Zeit – schon vorbei? Ach so, nur noch ein zartes Winken – aber wie elegant!
Zwei Schritte weiter blüht der Mohn. Ist denn schon Sommer geworden?
Hier, so nahe der Seine, scheinen auch die Jahreszeiten zu fließen.
Im Hintergrund scheinen Irisblüten zu leuchten, aber man kann keine Abkürzung nehmen auf dem Weg zu ihnen.
Iris und Akelei, alles ist zart jetzt im Frühlingswind.
Doch der Maler ist in diesem Teil seines Gartens nicht oft hängen geblieben, ihn zog es weiter zu seinen Seerosen.
Wir aber lassen uns Zeit und locken die Rosen aus ihren Verstecken.
So gelangen wir unmerklich, von Rosenbüschen begleitet, unter der Straße hindurch zum Teichgarten.
Die Stimmung hat sich geändert, Bambusbüsche tauchen auf und die Trauerweiden, deren hängende Zweige wir von den Seerosenbildern kennen, künden die Nähe des Wassers an.
Blaue und gelbe Irisblüten säumen die Ufer, bevor sie – endlich den Blick auf die Seerosen freigeben.
So habe ich sie gesehen…
…und so sah sie Monet
Vor einem Meister kann man nur demütig schweigen und der Wahrheit die Ehre geben.
An einem Tag in Monets Garten wandelt man ein wenig außerhalb der Zeit. Auch wenn es noch nicht Abend ist…
…werden die Augen müde vom Schauen.
Das letzte Wort hat wieder der Meister.