Ins Leben gerufen - Pfingsten, Pfingstrosen

und der kreative, schöpferische Geist Gottes

Liebe Freunde,

eigentlich wollte ich nur eine schöne, fröhliche mail über Blumenfotografie entwerfen, und da Pfingsten sich näherte, dafür Pfingstrosen-Bilder verwenden, aber dann begann dies Projekt ein Eigenleben zu entwickeln und das Thema Heiliger Geist schob sich immer mehr in den Vordergrund. So begann ich, mir die biblischen Schöpfungsberichte genauer anzusehen und entdeckte: Der Heilige Geist kommt schon im allerersten Vers der Bibel vor. Er ist von Anfang an dabei, als die Welt erschaffen wird. Er schwebt auf dem Wasser, als Gott sein Schöpfungswort spricht: ‚Es werde…!’

Dies wird am Anfang des Johannesevangeliums aufgegriffen mit den Worten: ‚Am Anfang war das ewige Wort Gottes: Christus. Durch ihn wurde alles geschaffen.’ So  wird uns als Lesenden und Glaubenden vor Augen geführt, dass Gott in seiner drei-einigen Gestalt als Vater, Sohn und Heiliger Geist  von Anbeginn alles ins Leben ruft. Was zunächst so abstrakt klingt, wurde für mich sofort lebendig, als ich begann, mir den Lebenszyklus der Pfingstrosen auf meinen Fotos anzuschauen. Es beginnt mit einer Geburt. Alles, was ist, wird ins Leben gerufen. Gott spricht, und es geschieht, Gott atmet, und sein Geist erfüllt die Atmungsorgane seiner Geschöpfe. Gott liebt, und eine Welt entfaltet sich, unendlich vielfältig, phantasievoll und wunderschön. Da die Welt so groß ist, wollen wir mit einem kleinen Beispiel beginnen: mit den Pfingstrosen.

Als ich an diesem Thema arbeitete, brachte meine Patentochter Zwillinge zur Welt. Vielleicht weckte das in mir die Assoziation, das Hervorkommen einer Pfingstrosenknospe wie eine Geburt wahrzunehmen. Wie Geburtshelfer umstehen Blätter die kleine Knospe, die ans Licht drängt.

Gerade bei den Pfingstrosen  kann man besonders gut wahrnehmen, wie die größeren Blätter die Knospen schützen und ihnen Schritt für Schritt mehr Raum gewähren.

Wie Knospen knospen und sich entfalten

Vor vielen Jahren habe ich einen Diavortrag zusammengestellt mit dem Thema ‚Entfalten’. An den Fotos wurde mir manches klar über die Aufgabe von Eltern beim Begleiten ihrer heranwachsenden Kinder. Man muss es gar nicht erklären, die Bilder machen es deutlich.

Deuten die Bilder nicht ein schrittweises Freigeben an, vom anfänglich fast ängstlichen Behüten und vor Frost schützen, über das vorsichtige Freigeben bis dahin, dass die Knospe sich dem Licht des Lebens stellen und ihren eigenen Weg suchen und gehen kann?

Als ich mich vor vielen Jahren öfter  mit dem Thema Knospen beschäftigte, kam mir der Gedanke: ‚Gott ist ein Verpackungskünstler’, (ein noch viel größerer als der Künstler Christo und seine Frau). Aber inzwischen habe ich verstanden: ‚Gott ist vor allem ein Entfaltungskünstler.’

Gibt er uns nicht Raum, alles zu entfalten, was er in uns angelegt hat? Und können wir es ihm nicht gleich tun und unseren Kindern und Mitmenschen ebenfalls Entfaltungsspielräume geben?

Aufgeblüht

Schritt für Schritt öffnet sich eine Blume fürs Leben, ähnlich wie ein Mensch, manchmal zögernd, manchmal ungestüm, oft neugierig auf’s Leben.

Öffnen muss sie sich, für das Licht der Sonne, für die Bienen, die zum Bestäuben vorbeikommen, für alles, was sie umgibt.

Ihre empfindsamsten Stellen muss sie dabei berührbar machen.

Wenn es regnet, muss sich die Blüte auch schützen. Wie Dachziegel oder wie Schuppen schichtet sie ihre Blütenblätter dann übereinander.

Solch ein Schutz wäre auch für unsere Seelen gut, wenn sie von Mediengewittern und einer Flut von widersprüchlichen Meinungen überschwemmt zu werden drohen. Wir müssen nicht alles an uns heranlassen, sondern können auch mal dicht machen. Wie sollten wir sonst die leisen Stimmen aus unserem Inneren vernehmen. Wie könnten wir sonst spüren, was Gottes Geist uns zeigen und sagen will? Eine Pfingstrosenblüte jedenfalls weiß, wann und wie sie sich schützen soll.

Sobald die Sonne wieder scheint, ist dann alles bereit: Das Leben wird zu einem Fest.

Ein Lobpreis?

Seit ich Blumen fotografiere, fällt mir immer öfter auf, dass Blumen eine Haltung einnehmen wie zu einem Lobpreis: zum Himmel ausgerichtet, ausgebreitet, wie in einer Anbetung.

Inzwischen bin ich überzeugt, dass alles in dieser Welt in solch einer Anbetungshaltung seinen Dank an den Schöpfer ausdrückt und seine Freude am Dasein,  jedes auf seine Weise und in seiner eigenen Art,

nicht nur das voll Entfaltete, sondern auch die Knospen und die Kinder und Säuglinge, so wie es in Psalm 8 beschrieben ist.  

In einem Liedvers hat Gerhard Fritzsche  diesen Gedanken schön zum Ausdruck gebracht (und ich höre ihn immer noch in dem dreistimmigen Satz von Johannes Petzold,  den wir schon vor 50 Jahren gesungen haben):

Dich, Schöpfer, lobt die ganze Welt,
das Licht der tausend Sonnen,
das Sternenheer am Himmelszelt,
der Wolken Wasserbronnen.
Dir singt, was Du geschaffen hast,
bewusst und unbewusst,
die finstre Nacht, der Sonnen Glast,
die kleinste Vogelbrust.

Vor Jahren  habe ich mit Freunden darüber nachgedacht, ob Fotografie wohl auch Lobpreis sein kann. Sie fanden damals: eher nicht. Inzwischen sehen sie das anders, und ich bin mir mittlerweile ganz sicher, dass Fotografieren genau so Lobpreis sein kann wie Singen, Musizieren, Komponieren oder einen Garten bepflanzen.

Ich glaube, dass alles, was wir tun, Lobpreis sein kann, wenn wir es mit Liebe und mit dankbaren Herzen und aus einer Haltung der Achtung vor dem Leben und dem Schöpfer des Lebens tun. Manchmal auch das Singen auf dem Balkon in Corona-Zeiten.

Denn Lobpreis geschieht ja nicht nur in den angenehmen Zeiten, sondern auch dann, wenn wir das annehmen, was jetzt gerade geschieht und vielleicht lebensnotwendiger ist, als wir denken.

Schon seit Tagen beschäftigt mich das folgende Foto: Eine Pfingstrose im Verblühen. Die strahlenden Tage sind vorbei, die Fruchtstempel sind befruchtet, die leuchtenden Blütenblätter verwelkt. Die Blume ist nicht ansehnlich in diesem Zustand. Aber da muss sie durch, wenn ihr Dasein fruchtbar und sinnvoll sein soll.

Vielleicht fühlt sich für viele von uns das Leben derzeit manchmal so an. „War’s dass dann?“, fragen wir uns. Aber nein, es kommt noch etwas ganz Neues.

Was ist nun das? Hähnchen in einem Korb?

Das sind reifende Fruchtknoten einer Pfingstrose. Die Entdeckung solcher Motive bringt mich immer mehr zu der Überzeugung, dass unser Schöpfer Humor hat.

Man sieht solche Bilder selten. Wer fotografiert schon welkende Blumen! Aber weil sie so originell sind, folgen gleich noch einige Aufnahmen, sie zeigen den ganzen Weg, auf dem  sich diese Fruchtknoten entwickeln. Bei Erdbeeren und Äpfeln wissen wir ja, wie das geht. Aber bei Pfingstrosen…?

Unendliche Kreativität

Denken wir an eine Buche mit ihren zigtausend Blättern: keine zwei Blätter sind völlig gleich. Das ist für uns vielleicht noch nachvollziehbar (man könnte es ja auch mal an einem tief hängenden Ast überprüfen).

Aber dass es auf dieser Erde keine zwei Schneeflocken – oder Eiskristalle, wie auf dem Foto – gab und gibt, die einander genau gleichen – in all den riesigen Schneefeldern und Gletschern nicht – das ist für uns unvorstellbar.

Es wäre einen Versuch wert, wie weit wir mit unserem Einfallsreichtum kommen, wenn wir versuchen, nach den bekannten Sechseck-Mustern Schneekristalle zu zeichnen. Vielleicht kämen wir auf hundert Varianten. Ein leistungsfähiger Computer schafft natürlich mehr. Aber nichts im Universum kann mit dem unendlich kreativen Schöpfergeist Gottes mithalten.

Wie vielfältig die göttliche Kreativität ist, wird mir bewusst, wenn ich mich in den Lebenszyklus einer einzigen Blumenart, diesmal der Pfingstrosen, vertiefe. Inspiriert von den folgenden Fotos über verschiedene Stadien des Welkens könnte ich etliche abstrakte Bilder malen.

Manche Verwandlungen geschehen im Verborgenen. In einer Schmetterlingspuppe wird aus einer Raupe ein Schmetterling – und niemand kann ihr dabei zuschauen. So verwandelt Gott auch vieles in uns, manchmal merken wir es zunächst kaum, und später stellen wir verwundert fest, dass etwas anders geworden ist.

Gottes kreativer Schöpfergeist - in uns

Gottes Schöpfung ist nicht nur zum Bewundern da, wir dürfen und sollen auch mitmachen. Wir sind nicht nur nach Gottes Ebenbild erschaffen, sondern auch mit kreativen Kräften begabt, zum Mitgestalten, aber auch zum Mitbewahren berufen.

Was zu diesem Thema in der Bibel erzählt wird, ist nicht nur erstaunlich, sondern auch weitgehend unbekannt. Für mich war es ein regelrechtes Aha-Erlebnis, davon im 2. Buch Mose zu lesen. Als das Volk Israel nach seinem Auszug aus der Sklaverei in Ägypten unterwegs war ins gelobte Land, wurde sein Anführer Moses mitten in der Wüste beauftragt, ein Heiligtum zu bauen, in dem Gott unter seinem Volk gegenwärtig sein wollte. Mose erhielt dazu genaue Anweisungen. Er erfuhr, dass Gott einen Kunsthandwerker namens Bezalel berufen hatte. ‚Ich habe ihn erfüllt mit dem Geist Gottes und mit Weisheit und Verstand und Erkenntnis und Geschicklichkeit…und habe allen Künstlern die Weisheit ins Herz gegeben, dass sie alles machen können, was ich geboten habe.’

Künstlerische Begabung als Gabe des Heiligen Geistes, wer hat davon schon gehört? Darüber hinaus wurde das ganze Volk aufgefordert, Kunstgegenstände herzustellen zur Ausschmückung des Heiligtums; Frauen spannen und webten Stoffe in blauem und rotem Purpur, ebenso feine Leinwand und Stoffe aus Ziegenhaar. So brachten Männer und Frauen, von ihrem Herzen getrieben, freiwillige Gaben, um das Heiligtum Gottes auszuschmücken. Und Mose sah dies ganze Werk an, und siehe, sie hatten es gemacht, wie der Herr geboten hatte. Und er segnete sie.’ (Dies alles ist nachzulesen im 2. Buch Mose, im Kapitel 31, 35 und am Ende von Kapitel 39; eine spannende Lektüre für alle Kreativen!)

Kehren wir aus der Wüste zurück zu unseren Pfingstrosen. Sind da nicht die Gärtnerinnen und Pflanzenzüchter, die neue Sorten Pfingstrosen züchten, mit inbegriffen? Und diejenigen, die Sträuße zusammenstellen, für den Altar, aber auch für Geburtstagsbesuche und Krankenbesuche, (von denen Jesus sagt: Was ihr einem von diesen getan habt, das habt ihr mir getan.).

Wir alle dürfen mitwirken an Gottes Schöpfungsauftrag in dieser Welt, mit unseren jeweiligen Begabungen, und wir alle bekommen dazu ‚Weisheit ins Herz gegeben’,  und Verstand und Geschicklichkeit, ebenso wie die Künstler damals in der Wüste. Wie Gottes Heiliger Geist damals unter den Menschen wirkte, die an seiner Gemeinde bauten, so wirkt er auch heute, unter uns, die wir an seiner Gemeinde mitbauen und mitwirken: wir werden berufen und mit dem Geist Gottes erfüllt“. Gott hat den Künstlern die Weisheit ins Herz gegeben, „dass sie alles machen können, was Ich geboten habe.“ Es steht allerdings nicht da: ‚dass sie alles machen können, was sie wollen.’

Ist das nicht eine großartige Pfingstbotschaft für uns alle, die wir uns mit so viel Kreativität mühen, in so schwierigen Zeiten das Haus Gottes, seine lebendige Gemeinde, schön zu machen? Auch  die Stiftshütte wurde in schwierigen Zeiten erbaut, mitten in der Wüste, und alle trugen dazu bei mit dem, was sie konnten und was sie hatten.

Lebensfrüchte

Nun kehre ich noch einmal zurück zu den Pfingstrosen. Ein Thema habe ich noch nicht gezeigt: die Früchte. Sie sind unscheinbar und stecken in unansehnlichen Hüllen.

Auch die Samenkerne sind schlicht . Sie müssen nicht mehr so schön sein. Sie sind dazu bestimmt, in die Erde zu fallen, um Frucht zu bringen, so wie Jesus es vom Weizenkorn beschrieben hat. Ist das nun ein trauriges Ende, nach so viel Schönheit? Ich meine: Nein. Es ist eine Berufung in ein neues Leben hinein.

Nun wage ich eine kühne Behauptung. Ich denke an die, deren Leben in den letzten Wochen und Monaten manchmal so einsam und manchmal vielleicht auch unansehnlich endete. Früher sagte man von denen, die verstarben: ‚Sie sind heimgerufen.’ Ist es nicht immer noch so, dass wir am Ende zu unserem Ursprung zurück kehren? Daher so wiederhole ich meinen ersten Satz: Wir werden ins Leben gerufen.

  • Gottes Geist, der schon die Väter und Mütter des Glaubens seit Jahrhunderten ins Leben rief und durch die Wüsten ihres Lebens in das verheißene Land führte,
  • Gottes guter Geist, durch den Jesus Christus bei der Taufe in seinem Auftrag bestätigt wurde, und den er uns als Begleiter, Tröster und Erkenntnis Schaffender verheißen hat,
  • dieser Geist Gottes hat über die Jahrhunderte in den Glaubenden die Erkenntnis wachsen lassen, dass unser Leben nicht mit dem letzten Atemzug hier endet.
  • Dies hat er in uns durch die Auferstehung Jesu von den Toten gefestigt.

So können wir es auch über die von uns Gegangenen glauben: Sie sind ins Leben gerufen. Und das gilt ebenso für unser eigenes, derzeit so ungewisses Dasein: Wir sind ins Leben gerufen.

Wird nicht Gottes unendlich kreativer Geist, der sich schon mit so etwas Schlichtem wie den Pfingstrosen so viel hat einfallen lassen, auch kreative Lösungen wissen für die Probleme und Ängste, die uns jetzt plagen? Glauben wir denn, dass sein Erfindungsreichtum ausgerechnet jetzt an seine Grenzen kommt? Können wir nicht glauben, dass er gerade im Dunkel der uns so düster erscheinenden Zeiten das neue Leben, das wir aus eigener Kraft nicht hinbekommen, keimen lässt?

Wenn wir stille halten, können wir es vielleicht schon ein wenig knistern hören. Die Pfingstrosensamen sind hart. Das kann schon ein wenig krachen, wenn sie sich öffnen, um etwas Neues keimen zu lassen. So wie unser Gott seinen Sohn an Ostern durch den dunklen Tod hindurch ins Leben gerufen hat, wird er nicht uns, seine Söhne und Töchter, aus diesem begrenzten Leben auf diesem kleinen Planeten am Rande einer Milchstraße in ein unendlich größeres Leben rufen, so dass wir, wie es der dritte Prophet Jesaja beschrieben hat, des vorigen nicht mehr gedenken und es nicht mehr zu Herzen nehmen werden?

Was uns da noch erwartet, wenn schon hier die Pfingstrosen so schön sind.

„Wir werden verwandelt werden, und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden…Wir wissen aber, wir werden Ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ (nach 1. Johannesbrief 3, Vers 2)

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